Unser Rundbrief im September 2024: Honduras

Füllerspitze

Heute geht es um den Fall von Juan Lopéz aus Honduras, der am 14. September 2024 ermordet wurde. Juan war Umweltschützer und Koordinator einer lokalen Organisation. Er verließ gerade seine Arbeit in der Pfarrei San Isidro Labrador in der Gemeinde Tocoa, als Berichten zufolge eine unbekannte Person auf einem Motorrad auf ihn schoss. Dieser Vorfall ist einer von vielen in der Gemeinde Tocoa.

Seit vielen Jahren wehren sich mehrere Gemeinden, Bauerngruppen, Kirchengemeinden und lokale Organisationen gegen die Betriebsgenehmigung, die dem Bergbauunternehmen Inversiones Los Pinares im Nationalpark Carlos Escalera, früher Montaña de Botaderos, 2015 erteilt wurde. Damit protestierten die Bürger*innen friedlich gegen die Lizenzvergabe und den Bergbau im Herzen eines geschützten Gebietes mit Gewässern, die für ihr Überleben unerlässlich sind.

Doch die Sicherheitslage der Umweltschützer*innen ist extrem schlecht. Die Einwohner*innen von Guapinol und anderen Gemeinden in Tocoa sind wiederholt angegriffen worden. Zu diesen Angriffen zählte auch die unrechtmäßige Inhaftierung von acht Umweltschützern, die unter anderem nach Recherchen von Amnesty International und dem Hinweis auf zahlreiche Mängel in den Ermittlungsakten freigelassen wurden. Am 7. Januar 2023 wurden die Menschenrechtsverteidiger Aly Magdaleno Domínguez Ramos und Jairo Bonilla Ayala getötet. Bis heute haben die Behörden immer noch nicht alle Verantwortlichen für diese beiden Morde ermittelt.

Zum Hintergrund: im Laufe der vergangenen fünf Jahre hat Amnesty International bereits auf zahlreiche, zum Teil tödliche Angriffe auf Aktivist*innen in Honduras aufmerksam gemacht. Das Land ist für Menschenrechtverteidiger*innen eines der tödlichsten der Welt. Trotz der Schwere der Angriffe auf Aktivist*innen hat Honduras das Abkommen von Escazú noch nicht unterzeichnet. Es ist das erste Abkommen in Lateinamerika und der Karibik, das die Verbindung zwischen Umweltschutz und Menschenrechten herstellt und die Unterzeichnerstaaten zum Schutz von Umweltaktivist*innen verpflichten soll. Das Abkommen trat am 22. April 2021 in Kraft.

Wenige Tage nach der Tötung von Juan López teilte ein örtliches Gericht den Rechtsbeiständen der Guapinol-Umweltschützer*innen mit, dass es die Berufung der Staatsanwaltschaft gegen die endgültige Einstellung des Strafverfahrens gegen fünf Guapinol-Umweltschützer*innen, darunter Juan López, aus dem Jahr 2022 zugelassen hat. Sie könnten daher wieder strafrechtlich verfolgt werden, nur weil sie friedlich die Rechtmäßigkeit des Bergbauprojekts im Carlos-Escaleras-Nationalpark in Frage gestellt haben.

Amnesty fordert deshalb, dass

  • die für den Mord an Juan Lopez zuständigen Ermittlungsbehörden das Recht seiner Familie auf Gerechtigkeit, Wahrheit und Entschädigung achten müssen.
  • die Ermittlungsbehörden nach internationalen Menschenrechtsstandards in ihre Untersuchungen auch die Menschenrechtsarbeit der Getöteten als Tatmotiv einschließen müssen.
  • unverzüglich eine unabhängige, unparteiische und umfassende Untersuchung durchgeführt wird, um alle Verantwortlichen für die Tötung des Umweltschützers Juan López zu ermitteln.
  • die Behörden es unterlassen, die Umweltschützer*innen des Guapinol-Flusses mit Hilfe der Justiz unter Druck zu setzen, und dass sie sofort Maßnahmen ergreifen, um einen angemessenen Schutz der Menschenrechtsverteidiger*innen zu gewährleisten.

Im Anhang findet ihr die Appelle an Generalstaatsanwalt Zelaya Álvarez und honduranische Botschaft in Berlin. Das Schreiben für die Botschaft kann auch an die Mailadresse embajadahonduras.de@gmail.com gesendet werden.