Unser Rundbrief im Februar 2022: Katar

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Es geht um ein aktuell sehr diskutiertes Thema, über das wir auch in der Amnestygruppe Aschaffenburg immer wieder sprechen: die Fußball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar – konkret geht es um den Fall von Abdullah Ibhais, der sich für die Arbeitskräfte eingesetzt hat und vermutlich deshalb nach einem unfairen Gerichtsverfahren eine dreijährige Haftstrafe verbüßen muss.

Abdullah Ibhais ist der ehemalige Mediendirektor des “Supreme Committee for Delivery and Legacy”, einer Regierungsbehörde Katars, die für die Planung und Durchführung der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 zuständig ist. Vieles deutet darauf hin, dass Abdullah Ibhais strafrechtlich verfolgt wird, weil er sich zuvor für streikende Arbeitskräfte stark gemacht hatte.

Nach seiner Festnahme im November 2019 drohte ihm die Kriminalpolizei und die Staatssicherheit mit körperlicher Misshandlung und einer sechsmonatigen Inhaftierung ohne Zugang zu einem Rechtsbeistand und seiner Familie. Außerdem drohten sie ihm, dass er die Sicherheit seiner Familie gefährde, sollte er sich weigern ein vorgefertigten “Geständnis” zu unterschreiben. Also unterschrieb er das Dokument.

Im Januar 2020 begann der Prozess gegen Abdullah Ibhais, in dem er sein “Geständnis” zurückzog, da es unter Drohungen und Zwang und bei Verhören ohne das Beisein eines Rechtsbeistands erzwungen worden war. Das Gericht ging seinen Vorwürfen jedoch nicht nach und ließ stattdessen das “Geständnis” als Beweismittel gegen ihn zu. Darüber hinaus wurden vor Gericht nur vier von zehn Zeug*innen angehört. Die Verteidigung wurde nicht angehört. Abdullah Ibhais wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Im ersten Berufungsverfahren hielt das Gericht am 15. Dezember 2021 den Schuldspruch wegen Missbrauchs öffentlicher Gelder aufrecht, verringerte die Haftstrafe jedoch von fünf auf drei Jahre.

Amnesty International fordert den Schuldspruch gegen Abdullah Ibhais aufzuheben und ihn umgehend freizulassen. Darüber hinaus müssen die Anschuldigungen, er sei bedroht und gezwungen worden, selbstbelastende Aussagen zu machen, unabhängig und wirksam untersucht werden. Sollten diese Vorwürfe zutreffen, müssen die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden.

Im Anhang findet ihr die Appelle an den Premierminister von Katar und an die Botschaft in Berlin. Das Schreiben an die Botschaft in Berlin kann auch per E-Mail an berlin@mofa.gov.qagesendet werden.