Der Fall führt uns nach Mexiko. Im Norden des Landes, im Bundesstaat Tamaulipas, befinden sich aufgrund der dort verlaufenden Fluchtroute in die USA viele Migrant*innen, Asylsuchende und andere Vertriebene. Verschiedene kriminelle Gruppen entführten in den Jahren 2010 und 2011 Migrant*innen, versuchten sie mutmaßlich zur Mitarbeit in diesen Gruppen zu zwingen und brachten sie oft um. Mehrere hundert Menschen sind so gestorben.
Ana Lorena Delgadillo (Menschenrechtsverteidigerin), Marcela Turati (Journalistin) und Mercedes Doretti (Gerichtmedizinerin) haben damals den betroffenen Familien geholfen, über die Fälle berichtet und Nachforschungen angestellt.
Aus diesem Grund leitete die Spezialabteilung der Generalstaatsanwaltschaft für organisierte Kriminalität (damals SEIDO, heute FEMDO) damals Ermittlungen gegen die drei Frauen ein, überwachte sie und sammelte beispielsweise durch Mithören von Telefonaten persönliche Daten. Die Frauen wurden nur wegen ihrer Menschenrechtsarbeit und ihrer kritischen Haltung gegenüber der Regierung zur Zielscheibe der Behörde. Dieses Vorgehen verstößt nicht nur gegen internationale Standards, sondern auch gegen mexikanisches Recht.
Ana Lorena, Marcela und Mercedes wissen bis heute nicht, ob sie nach wie vor überwacht werden und ob die Ermittlungen gegen sie noch laufen. Ihnen könnten also nach wie vor Gerichtsverfahren drohen, die nicht den internationalen Standards entsprechen.
Amnesty International fordert deshalb:
- alle noch laufenden Ermittlungen und jegliche Formen der Überwachung gegen Ana Lorena Delgadillo, Marcela Turati und Mercedes Doretti einzustellen.
- umgehend eine unabhängige und unparteiische Untersuchung aller Behördenstellen einzuleiten, die an der Kriminalisierung und unrechtmäßigen Überwachung der Frauen beteiligt waren.
Im Anhang findet ihr die Appelle an Generalstaatsanwalt Alejandro Gertz Manero und an die mexikanische Botschaft in Berlin. Das Schreiben an die Botschaft in Berlin kann auch per E-Mail an mexale@sre.gob.mx gesendet werden.